23.08.2024

Kosmetiksalon 2.0

Afacial Skinbar in Wien: Innovativer Einsatz von Materialien und Techniken. Fotos: Lea Titz

Bei der Planung und Ausführung des Gestaltungskonzepts für Afacial Skinbar in Wien durch das Ingenieurbüro für Innenarchitektur Carina Haberl Kolozs bestimmt der innovative Einsatz von Materialien und Techniken das Interieur.

Der Planung und Ausführung des Gestaltungskonzepts (von Rainbow Glow) für Afacial Skinbar in Wien durch das Ingenieurbüro für Innenarchitektur Carina Haberl Kolozs lag der grundlegende Unterschied zwischen einer Facial Bar und einem klassischen Kosmetiksalon, nämlich der innovative Zugang zu Treatments, zugrunde. Der offene Raum fördert die Kommunikation und bildet die Voraussetzung für eine gänzlich neue Skincare-Erfahrung.


Dieses Konzept zeigt sich bereits im offenen Grundriss: Die Kundinnen und Kunden werden nicht einzeln in oftmals fensterlosen Kabinen beraten und behandelt, sondern – ähnlich wie in einem Friseursalon – an Behandlungsplätzen im offenen und von großen Fensterflächen belichteten Kundenbereich. 

Hier mussten unterschiedliche Funktionen wie Empfang, Beratung, Verkauf, Wartebereiche und Behandlungsbereiche untergebracht werden, ohne sich gegenseitig zu behindern bzw. ohne die Privatsphäre der zu behandelnden Kundinnen und Kunden einzuschränken. Daneben gibt es Kundengarderobe und -WC sowie die komplette Back-Area mit Mitarbeiterbereichen, Facility-Bereichen, Lager und Büro.


Der Empfangs- und Retail-Bereich ist gekennzeichnet durch Präsentationsmöbel und Wandregale, die durchaus Warendruck zulassen und gleichzeitig gezielte Präsentation von Highlight-Produkten ermöglichen. Der Wartebereich erstreckt sich straßenseitig an den Auslagenfenstern über die gesamte Länge des Kundenbereichs, ist somit nicht auf einen bestimmten Bereich limitiert, sondern erlaubt eine Durchmischung der Funktionen Treatment und Waiting Area. Es gibt zwei Treatment Areas, die einen unterschiedlichen Grad ein Privatheit zulassen. Auch gestalterisch unterscheiden sich diese durch teilweisen Einsatz von puderigen transparenten Vorhängen vor den Wänden.

Die Beleuchtung des Kundenbereichs ist reduziert gehalten, ein System aus Stromschienen und Strahlern, das für eine Grundbeleuchtung der Räume sorgt und ein Highlighting der Verkaufsregale ermöglicht. Die Farbtemperatur der Leuchten ist im warmen Spektrum angesiedelt (2700 K), um eine angenehme Atmosphäre für die Kunden zu schaffen. Da die Treatments unter Verwendung spezieller Arbeitsleuchten erfolgen, war dies problemlos möglich. Die zu den Tischlermöbeln ergänzend hinzugefügte lose Möblierung ist eine Mischung aus Produkten renommierter Hersteller und Sonderanfertigungen.

Anforderungen an das Projekt

Die Anforderungen an das Projekt abseits der Funktionen waren ein einzigartiges Interior und Brand Design für Afacial Skinbar, der ersten Facial Bar Wiens. Der Entwurf ist ein ausgewogenes Mix-and-Match aus farblich reduzierten Wand- und Deckenflächen in einem hellen Nude-Ton, subtil eingesetzten All-over-Branding-Maßnahmen in Form von Stempelputz und Highlight-Effekten wie der irisierenden Sockelleiste, der kontrastierenden Farbgebung und den unerwarteten Materialkombinationen.

Dreidimensionales Wallbranding

Das Design für Afacial Skinbar geht unter die Haut, unter die Oberfläche und prägt sich ein. Es verschiebt visuelle Grenzen und Grenzen der Machbarkeit und tritt in unterschiedlichen Dimensionen in Erscheinung.


Das dreidimensionale Wallbranding wurde durch sondergefertigte Stempel erzeugt, die sich tief in den Putz prägen und dort ihre Spuren hinterlassen. Stempelputz ist eine historische Technik, die heute nur noch selten angewendet wird. In zahlreichen Experimenten wurden die richtige Zusammensetzung des Putzes, das Material der Stempel und die richtige Stempeltechnik erarbeitet.

Besonderer Effekt durch irisierende Sockelleisten

Die changierende, irisierende Oberfläche der Sockelleisten setzt einen zusätzlichen One-of-a-kind-Akzent in einer anderen Dimension. Die hochglänzende und perfekt verarbeitete Oberfläche steht in starkem Kontrast zum rauen von Hand gestempelten Putz und dem rohen versiegelten Estrichboden. Sie täuscht das Auge und man ist sich nicht ganz sicher, welche Farbe man nun tatsächlich sieht. Sie verändert sich je nach Blickwinkel, sieht nie gleich aus und die Erscheinung ist abhängig vom Standpunkt und vom Lichteinfall im Tagesverlauf. Die Realisierung dieses irisierenden Effekts erforderte zahlreiche Recherchen und Materialexperimente. Schließlich konnte mit der "3m Dichroic"-Designfolie und der richtigen Folierungstechnik das gewünschte Ergebnis erzielt werden. Die zahlreichen klaren und farbigen Spiegelflächen im Raum multiplizieren die scheinbaren Gegensätze aus Farben, Strukturen, Mustern und Elementen und verstärken den Effekt der Illusion der irisierenden Oberflächen.

Das Interior Design als Bestandteil der Markenidentität

Das Zusammenspiel perfekter und scheinbar unvollkommener Elemente im Entwurf ergibt eine überraschende und erfrischende Harmonie. Der Raum strahlt Ruhe aus und neben Stempelputz, irisierender Sockelleiste und den Spiegelflächen bilden schlichte Verkaufsregale aus einer Struktur an lilafarbenen Metallstehern und nude-farbenen Regalböden, teilweise mit raumhohen blaugrünen Feinsteinzeug-Rückwänden, weitere raumbildende Elemente.


Diese blaugrünen und rosafarbene Feinsteinzeug-Oberflächen finden sich auch in den Fensterbänken, als Verkleidung für Sideboards und Unterschränke wieder. Sie sind neben dem Stempelputz und der gebrandeten Fußmatte das einzige Muster im Entwurf. Transparente Stoffe als Vorhänge verarbeitet, mit Samt gepolsterte Hocker, Sitzkissen und Wandpolster, Nussfurnier und in Lila und Apricot lackierte MDF-Flächen wirken in diesem Spiel der Gegensätze zusammen und stellen ein Charakteristikum des Entwurfs für Afacial dar. Durch diese unverwechselbaren Designelemente wird das Interior Design zum Bestandteil der Markenidentität.

Die Kundengarderobe, die gleichzeitig als Vorbereich zum Kunden-WC dient, ist puristisch entworfen, mit Wänden und Decke in hellem Lila, einer Spiegelwand und einer Lichtinstallation in Form von aneinandergereihten LED-Röhren. Es gibt eine hervorstechende kontrastierende Farbe im Projekt: "Electric Blue". Sie taucht immer wieder punktuell auf: Als Element in der Fußmatte, in der Farbe der Wandpolster und Hocker, in den Spiegeln, im Iconic Driade Nemo Chair, sogar in den Produktverpackungen und im Logo – und im WC, das rundum in Dunkelblau gehalten ist, lediglich die Keramik und Sanitäraccessoires stechen in Weiß und Chrom heraus.

Das einzigartige Interior und Branding Design für Afacial Skinbar und dessen Umsetzung spiegelt durch den innovativen Einsatz von Materialien und Techniken sowohl die Haltung der Innenarchitektin wider als auch die Markenbotschaft von Afacial: professionell, one-of-a-kind, custom-made.


www.carinahaberl.com

Ähnliche Artikel