23.08.2024
Im Dorothea Hotel Budapest herrscht eine positive Spannung zwischen kulturellem Erbe und Modernität. Fotos: Tommaso Sartori
Lissoni & Partners ließen bei der Gestaltung des Dorothea Hotel Budapest drei Gebäude aus verschiedenen Stilepochen mit maßgeschneiderter Inneneinrichtung zu einer Einheit verschmelzen.
Lissoni Casal Ribeiro gestalten das Dorothea Hotel Budapest, Ungarn, Autographa Collection (Marriott International): Durch den Zusammenschluss dreier benachbarter Gebäude mit unterschiedlichen Höhen, Fassaden und Höfen entstand ein neues Ensemble. Bei der Fusion des Stadtblocks mit dem Weber-Gebäude (1873), dem ehemaligen Sitz der Vereinigten Budapester Stadtsparkasse im Neorenaissance-Stil, dem Mahart-Gebäude (1913), dem im Jugendstil errichteten Sitz der ungarischen Fluss- und Seeschifffahrtsgesellschaft und dem Munnich-Gebäude (1937), einem modernistischen Gebäude mit Elementen des Art Déco und des Bauhaus, wurde ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Restaurierung und Neubau angestrebt. Das neue Gebäudeensemble beherbergt ein 5-Sterne-Hotel und exklusive Privatwohnungen.
Die Dachflächen wurden zu einem neuen Piano Nobile zusammengefügt, das von Hotelgästen, Anwohnern und der Öffentlichkeit gleichermaßen genutzt werden kann. Die neue Ebene öffnet sich zur Stadt hin und bietet einen einzigartigen Blick auf das Weltkulturerbe. Mit seinem klaren zeitgenössischen Ausdruck hoch über den renovierten historischen Fassaden ist es ein echtes Wahrzeichen für die Entwicklung der kosmopolitischen Stadt.
Dieser architektonische Ansatz setzt sich im Inneren des Gebäudes fort, in dem die drei kleinen Höfe in einen großzügigen überdachten Innenhof mit Garten umgestaltet wurden, der einen wunderbaren Ausblick für die ihm zugewandten Räume bietet. Um die Helligkeit der Innenräume zu erhalten, sind die Fassaden zum Hof hin vollständig verglast, während die umlaufenden Balkone und die vertikalen Holzelemente Schutz bieten und es ermöglichen, den Lichteinfall mit dem Bedürfnis nach Privatsphäre in Einklang zu bringen. Bei der Zusammenlegung der einzelnen Gebäude wurde mit unterschiedlichen Höhen gearbeitet, wodurch sowohl mehrgeschossige Räume als auch Volumen mit kleineren Proportionen entstanden.
Der historische Kontext und die Aufwertung der Bestandsbauten bilden auch den Ausgangspunkt für die Innenraumgestaltung des Hotels. Dieser Grundgedanke zeigt sich in der Wahl der Materialien, der Ausstattung und der dekorativen Elemente sowie in der Auswahl der Kunstwerke.
Ein Fotoprojekt, das in Zusammenarbeit mit dem lokalen Künstler Zoltán Tombor entwickelt wurde, zieht sich durch das gesamte Hotel und interpretiert regionale Stile und Bräuche in moderner Form.
In der Lobby finden sich große Betonreliefs, die traditionelle ungarische Dekorationsmuster neu interpretieren sowie die bestehende Treppe, die mit blauen Keramikfliesen belegt ist, eine zeitgenössische Interpretation der Zsolnay-Fliesen.
Die gleiche Idee wurde auf den Tresen der Anton Bar & Deli übertragen, der von Schindeln in verschiedenen Blautönen bekleidet wird. Der Raum zeichnet sich durch Holzverkleidungen sowie durch Farbkontraste des Mobiliars aus.
Die Gemeinschaftsbereiche wie das All Day Dining und eine Bar befinden sich im überdachten Innenhof. Auf dem großen Platz grenzen Pflanzflächen die Räume klar ab. Mit der Gestaltung der Innenfassaden wird er so zu einem Raum mit großer Wirkung.
Die positive Spannung zwischen kulturellem Erbe und Modernität bestimmt auch den Stil der Einrichtung, der Materialien und der Objekte im Hotelbereich. Die 216 Zimmer und Suiten sind in zwei Kategorien unterteilt: die nach außen und auf die Stadt gerichteten (Heritage) und die auf den Innenhof gerichteten (Contemporary).
Piero Lissoni sagt über das Konzept: "Wir haben den Kontext – die Stadt und die Gebäude selbst – respektiert und den Gebäuden neues Leben eingehaucht, das nun von allen genutzt werden kann. Die Grundidee war nicht architektonisch, ich würde sie eher mit individueller, maßgeschneiderter Handarbeit vergleichen. Wir sind an die Aufgabe wie ein Schneider herangegangen: Das Innere des Kleides hat ein paar Risse, das Ganze ist etwas abgenutzt, aber das Kleid selbst ist sehr schön, es wäre schade, es wegzuwerfen. Also haben wir die Teile des Kleides – die Gebäude – entfernt, die nicht mehr gebraucht wurden, und die Teile, die gut waren, behalten. Während dieses Gebäude von außen eine historische Fassade aus mehreren Epochen hat, muss es von innen eine ganz andere, neue Sprache sprechen. Und so ist ein neues, viertes Gebäude entstanden."
Lissoni & Partners mit Büros in Mailand und New York kann auf eine über 30-jährige Geschichte in der Entwicklung internationaler Architektur- und Designprojekte zurückblicken. Das Büro gliedert sich in verschiedene Tätigkeitsbereiche: Lissoni Casal Ribeiro für Architektur, Innenarchitektur, Masterpläne und Landschaftsgestaltung, Lissoni Associati für Produktdesign, Art Direction und Ausstattung sowie Lissoni Graphx für Grafikdesign, visuelle Kommunikation und Markenidentität. Lissoni Architecture New York entwickelt ganzheitliche Projekte für den amerikanischen Markt.
Zu den wichtigsten architektonischen und innenarchitektonischen Projekten gehören das AP House in Mailand (2024), das Shangri-La Shougang Park in Peking (2021), das für die Olympischen Winterspiele 2022 realisiert wurde, The Ritz-Carlton Residences in Miami Beach (2020), die Neugestaltung des historischen Restaurants Camparino in der Galleria in Mailand (2019), die Wohnprojekte One Paraiso und Grand Paraiso in Miami (2018), The Oberoi Al Zorah Beach Resort Ajman in den Vereinigten Arabischen Emiraten (2017), die Yachten SX112 (2020), SX76 (2018) und SX88 (2017) für Sanlorenzo sowie die Hauptsitze von Unternehmen wie Boffi, Glas Italia, Fantini, Living Divani und die Sanlorenzo-Werften in La Spezia und Ameglia. Piero Lissoni hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Good Design Award, den Red Dot Award und den Compasso d'Oro ADI.
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