01.03.2021

Anreize für die Kreislaufwirtschaft

Die Rücken- und Sitzschalen der Konferenzstühle sind aus dem Recyclat, das aus der Sammlung des Grünen Punkts gewonnen wird. | Fotos: Casala, Der Grüne Punkt / Simon Wegener

Bei der Gestaltung der Büroräume des Grünen Punkts in Köln wurde die DGNB-Zertifizierung schon im Planungsprozess angestoßen. So konnten die DGNB-Kriterien zur Innenraumzertifizierung dem Prozess als ergänzendes Planungstool zugrunde gelegt werden. Eine weitere Besonderheit: Ein Teil der eingesetzten Materialien und Möbel ist aus dem Rezyklat der Kunststoffabfälle aus der Sammlung des Grünen Punkts. 

Der Grüne Punkt wurde 1990 in Deutschland gegründet. Ziel war es, mit der flächendeckenden Sammlung gebrauchter Abfallverpackungen, Material für neue Rohstoffe zu gewinnen und eine Kreislaufwirtschaft zu starten. Das System war damals weltweit das erste seiner Art, und das Unternehmen Der Grüne Punkt auch heute noch tonangebend auf dem Gebiet der Recyclingwirtschaft. Dieser Anspruch sollte auch an der Gestaltung des neuen Verwaltungsgebäudes in Köln abzulesen sein.


Baubegleitend wurden die verwendeten Baustoffe für den Innenausbau von den Auditoren geprüft und freigegeben und Messungen zur Luftqualität und Akustik durchgeführt. Neben Raumgesundheit, Nutzerfreundlichkeit und Funktionalität wurde für die Zertifizierung auch die ökologische und ökonomische Qualität des Innenausbaus bewertet. Zertifiziert sind die Büroäume mit Platin, dem höchsten Level der DGNB-Zertifizierung.

Den Mitarbeitern bietet das fertige Gebäude nun flexible Raumkonzepte, ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze und Rekreationsräume wie das begrünte Atrium oder die Außenterrasse. Darüberhinaus punktet der Standort mit einer verkehrsgünstigen Anbindung und Aufladestationen für E-Bikes. 


Was nur indirekt in die Zertifizierung einfloss: Einige der eingesetzen Produkte sind vollständig oder anteilig aus dem Rezyklat, das der "Grüne Punkt" in einem Spin-off aus den gesammelten Verbraucherabfällen fertigt und unter der Marke "Systalen" vertreibt.


"Die Akzeptanz der kunststoffverarbeitenden Industrie ist für die Entwicklung eines Marktes für Recyclingprodukte von großer Bedeutung. Systalen PP, unser Premium-Recyclat, erfüllt die höchsten Design- und Qualitätsanforderungen", erklärt Michael Wiener, Geschäftsführender Gesellschafter des Grünen Punkts.

Das Recyclat entsteht nach einem sorgfältigen Verfahren, das mit der Abfalleinsammlung beginnt. Nach dem Sortieren des Hausmülls wird geeigneter Kunststoff in kleine Stücke gemahlen. Nach der Entfernung von verbliebenen Metallen, werden die Kunststoffschnipsel gewaschen und pulverisiert. Im weiteren Prozess werden dunklere und hellere Teile voneinander getrennt.


Die Kunststoffschnipsel werden mit Pigmenten gemischt, bis die gewünschte Farbe erreicht ist. Durch Erhitzen werden die Schnipsel zu einem sauberen Granulat verschmolzen, dem Ausgangsmaterial für Kunststoffprodukte. Das Granulat ist geruchsneutral, beständig gegen Verfärbungen und stellt eine umweltfreundliche Alternative zur Herstellung neuer Kunststoffprodukte dar.

Auch im Rasengitter auf dem Parkplatz ist
Auch das Gestell ist aus Stahl mit hohem Rezyklat-Anteil.

Bisher wurden die Recyklate des "Grünen Punkts" vor allem für Produkte für den Bau-, Garten-, Haushalts- und Verpackungssektor verwendet. Doch für die Bestuhlung der neuen Besprechungsräume und der Kantine gab das Unternehmen auch eine Stuhlserie aus Systalen in Auftrag.


In Zusammenarbeit mit dem Grünen Punkt entwickelte der niederländische Sitzmöbelhersteller Casala ein Modell für einen Konferenzstuhl und einen Barhocker, deren Lehne und Sitzfläche aus 100% Systalen-PP-Regranulat geformt sind. Das Ergebnis, der "Curvy Circular", verfügt über einen guten Sitzkomfort und eine sachliche Optik. Das Gestell besteht aus Stahl, der mit höchsten zulässigen Recycling-Anteil produziert und mit der nachhaltigen Chromvariante Chrom III veredelt wird.


Curvy betont die vielfältigen, attraktiven Einsatzmöglichkeiten von Systalen-Recyclat und damit den Trend zum vermehrten Einsatz von additivfreien Recycling-Kunststoffen.


Inzwischen wurde der Prototyp für den Grünen Punkt zu einer hochinnovativen Granulat-Produktlinie weiterentwickelt: "Circular". Die eingesetzten Recyclate sind in verschiedenen modernen Farben erhältlich, geruchlos, widerstandsfähig gegen mechanische Beanspruchung und verfärben sich nicht.


www.casala.com | www.gruener-punkt.de | www.dgnb.de