02.09.2020
Das Unternehmen Steimel ist bekannt als Anbieter hochwertiger Sitzmöbel für Hotels und Gaststätten. Aber auch im Segment Healthcare konnte man in den vergangenen Jahren Fuß fassen. Dieser Bereich soll nun ausgebaut werden. Bianca Schmidt sprach mit Inhaber Philipp Aldinger, wie er sein Unternehmen in Zukunft positionieren möchte und was die Sitzmöbel von Steimel ausmacht.
InteriorFashion: Herr Aldinger, zum 19. Februar wurde der Generationswechsel der Firma Steimel endgültig vollzogen. Sie führen nun gemeinsam mit Ihrer Frau das Unternehmen. Wie stellen Sie sich für die Zukunft auf?
Philipp Aldinger: Das Unternehmen Steimel ist bekannt als Anbieter qualitativ hochwertiger Tische, Stühle und Bänke, die sich je nach Anforderung individualisieren lassen. Gepaart wird dieses Angebot mit einer umfangreichen Beratungsleistung. Dieses Profil wollen wir in Zukunft stärken. Das heißt, wir werden zum einen unsere Beratungsleistung ausbauen. Dazu haben wir auch bereits einen Kundenberater eingestellt, der nicht nur bei der Auswahl der Modelle und deren Ausführung behilflich ist, sondern auch bei der gesamten Raumgestaltung. Hier denken wir auch mehr und mehr in Kooperationen. Das heißt, für Produkte, die wir nicht im Portfolio haben, arbeiten wir mit Partnern zusammen. Das reicht von Vorhängen über Fußboden bis hin zu den entsprechenden Leuchten. Voraussetzung hier ist, dass diese Hersteller auch zu uns passen. Das heißt, die Produkte müssen einen gewissen Qualitätsstandard und Individualisierungsmöglichkeit aufweisen.
Zum anderen werden wir unsere Qualitätsstandards weiter anheben. Wir werden noch mehr in die Details gehen und noch mehr Wert auf Individualisierung und Sitzkomfort legen. Nur so können wir auch weiterhin an unserem Standort in Deutschland produzieren.
Und zu guter Letzt legen wir großen Wert auf Nachhaltigkeit. Das heißt, wir sind auch nach Jahren für unsere Kunden da und polstern Bänke oder Stühle neu auf. Aus diesem Grund bin ich auch bei Bänken kein Freund von Modulfertigung. Alle Rücken und Sitze sind so konstruiert, dass beispielsweise der Bezug eines Sitzes vor Ort im laufenden Betrieb ausgetauscht werden kann.
IF: Und wie sind Ihre Pläne für den Vertrieb?
Aldinger: Nachdem wir im vergangenen Jahr einen Markenrelaunch vollzogen haben, werden wir als nächstes den Online-Verkauf forcieren. Hier möchten wir dem Markt ein reduziertes Portfolio mit reduzierten Individualisierungsmöglichkeiten zur Verfügung stellen. Dazu werden wir unsere Produktion etwas umstellen, denn aktuell sind wir auf eine Losgröße von Minimum 20 Stühlen ausgelegt.
Ein weiteres Ziel ist, dass wir in verschiedenen Segmenten wachsen möchten. Dazu gehört auch der Bereich Healthcare. Wir kommen ja aus der Hotellerie und Gastronomie, konnten aber in den vergangenen Jahren auch einige schöne Healthcare-Projekte mitgestalten. Grundsätzlich möchten wir überall dort zu Hause sein, wo individuelle und hochwertige Sitzmöbel benötigt werden. Dabei sind Holz sowie hochwertige Schaumstoffe und Stoffe unser Thema.
IF: Bleiben wir doch einmal im Healthcare-Segment. Wodurch zeichnen sich Ihre Möbel aus?
Aldinger: Wir bieten keine klassischen Funktionsmöbel an, die mit Technik, ob manuell oder elektrisch, ausgestattet sind. Unsere Möbel haben nur eine Funktion: einen ausgezeichneten Sitzkomfort. Wir haben in den vergangenen zwei Jahren auf der Altenpflegemesse in Nürnberg ausgestellt und hatten dort viel Zulauf gerade weil unsere Möbel nicht den klassischen Pflegemöbel-Charakter besitzen. Viele Einrichtungen möchten weg von der Sterilität hin zu mehr Wohnlichkeit. Natürlich müssen die Möbel bestimmte Anforderungen hinsichtlich Brandschutz und Reinigungsfreundlichkeit sowie Desinfektionsmittelbeständigkeit erfüllen. Im Pflegebereich ist es zudem wichtig, dass die „Besitzer" leicht aufstehen können. Dazu sind die Stühle in der Sitzhöhe verändert und der Vorderbock wird leicht abgesenkt.
Des weiteren legen wir grundsätzlich großen Wert auf eine gute Konstruktion der Möbel. Der Gesetzgeber verlangt eine Belastbarkeit von mindestens 130 kg, doch ich kann guten Gewissens behaupten, dass ein großer Teil unserer Stühle für ein Gewicht bis 200 kg geeignet ist. Ganz speziell möchte ich noch auf die Konstruktion unserer Armlehnen hinweisen. Diese sind so konstruiert, dass sie auch enorme Belastungen, wie sie im Pflegebereich vorkommen, unbeschadet überstehen. Und das auch über einen langen Zeitraum.
IF: Hat die Corona-Pandemie Einfluss auf die Gestaltung von Healthcare-Einrichtungen und damit auf die Möblierung und wenn ja, welchen?
Aldinger: Für den Healthcare-Bereich sehe ich keine großen Veränderungen. Dort wird ohnehin viel mit Desinfektionsmitteln gearbeitet. Im Hotel- und Gaststättengewerbe sieht das etwas anders aus. Hier wird die Nachfrage nach desinfektionsmittelbeständigen Materialien größer.
IF: Herr Aldinger, vielen Dank für das interessante Gespräch!
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