05.05.2021
Die Kollektion "Plissé" ist die erste Arbeit des Spaniers José M. Ferrero für die Marke Vical Design. | Foto: JMFerrero by Vical Design
Die Kollektion "Plissé" ist vom Faltenwurf antiker Statuen inspiriert und in verschiedene harte und weiche Materialien übersetzt. Entstanden sind Materialverbindungen aus Holz und Naturstein, Rattan und Metall, die in ihrer Kombination eine Reihe graphischer, aber dennoch natürlich anmutender Texturen ergeben. Einen wesentlichen Design- und Konstruktionsinput fand Designer José M. Ferrero dafür bei der Plissiertechnik des spanischen Universalkünstlers und Modeschneiders Mariano Fortuny.
Das Design der Kollektion "Plissé" ist vom Faltenwurf antiquisierender Damenroben inspiriert. | Fotos: JMFerrero by Vical Design
Mit dem Kollektionstitel "Plissé" stellt sich Ferrero, Gründer des Studios Estudihac in Valencia, in die Tradition des spanischen Universalkünstlers Mariano Fortuny y Madrazo, der als Modedesigner, Maler, Bildhauer, Architekt, Innenarchitekt und Ingenieur tätig war. Gemeinsam mit seiner Frau, der französischen Designerin Henriette Negrin, entwarf er 1909 das handplissierte Seidenkleid "Delphos".
Das enganliegende, der Silhouette schmeichelnde Kleid ist der griechisch-ionischen Frauenstatue "Chiton von Auriga", die 1898 in Delphi gefunden wurde, nachempfunden. Es besteht aus vier bis fünf feinplissierten Tüchern aus Seidensatin oder Seidentaft. Der inzwischen ikonisch gewordene Faltenwurf des Kleids ergibt sich aus einer handwerklichen, noch heute eingesetzten Plissiertechnik, für die Fortuny ein Patent erwarb.
Am offensichtlichsten von dieser Plissétechnik inspiriert, sind die Produktlinien "Plissé Wood" und "Plissé Stone": Die konischen Sockel aus massivem Echtholz bzw. grobem Naturstein zeigen eine Faltengeometrie, die stark am Faltenwurf des Kleids orientiert ist, allerdings sind die Falten deutlich breiter und wirken so weniger streng. Beide Linien, die der Konsoltische und die der Blumentöpfe, sind als Ensemble konzipiert. Denn die Dynamik der Liniengeometrie entfaltet sich erst in der Zusammenschau verschiedener Aufskalierungen.
Fortgeführt wird das Plissé in den Holzfronten der Sideboards, Garderobenschränke und Kommoden oder in den Regalrücken des Bücherboards der Serie aus Mangoholz und Marmor.
Teil des Designprozesses war die intensive Auseinandersetzung mit der handwerklichen Plissétechnik Fortunys. Einer der Analyseschritte bestand darin, das Plissé als Falttechnik auf Papiermodelle zu übertragen. Weitere Materialwechsel folgten. So übertrug Ferrero den Faltenwurf zunächst analog zum Vorbild der Marmorstatue aus Delphi auf harte Materialien wie Naturstein und Massivholz.
Für den Aufhänger der Kollektion, den "Plissé Metal Chair", übersetzte Ferrero die Dreidimensionalität des Faltenwurfs ins Zweidimensionale. Entstanden ist ein graphisches Design aus gezackten Linien, das als Eisengeflecht Rückenlehne und Sitzfläche des "Chairs" formt. Für Ferrero ist die Metall-Adaption des Faltenwurfs so etwas wie die Quintessenz seiner Auseinandersetzung mit Form und Technik des Plissés.
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